Kiesgewinnung am Reeser Meer: wichtiger Überlebensraum für gefährdete Vogelarten
von Jürgen Fröhlich
Dass die Sand- und Kiesgewinnung (Über-)Lebensräume für viele geschützte Tierarten bietet, ist bekannt und wird mittlerweile auch von vielen Naturschutz-Organisationen anerkannt. Wie wichtig die durch Gewinnung neugeschaffenen Lebensräume sind, zeigt der jüngst veröffentlichte Monitoring-Bericht des Naturschutzzentrums im Kreis Kleve für den Bereich der Norderweiterung im Reeser Bruch.
Die wichtigsten Ergebnisse des Berichtes in Kurzform:
- Die 78 nachgewiesenen Brutvogelarten zeigen an, dass das Gebiet auch 2024 einen deutlich überdurchschnittlichen Artenreichtum aufwies. Für ein Gebiet mit rund 3,1 km2 Fläche werden statistisch rund 50 Brutvogelarten erwartet.
- Unter den nachgewiesenen Brutvogelarten stehen 18 auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel in NRW. Eine Art (Pirol) ist „vom Aussterben bedroht“ (Gefährdungskategorie 1). Fünf Arten sind „stark gefährdet“ (Gefährdungskategorie 2): Flussregenpfeifer, Kiebitz, Kuckuck, Uferschwalbe und Wasserralle. Weitere zwölf Arten, u.a. die Löffelente, werden als „gefährdet“ (Gefährdungskategorie 3) eingestuft.
- Drei der auftretenden Rastvogelarten (Erlenzeisig, Rotmilan und Saatkrähe) stehen auf der Roten Liste der gefährdeten wandernden Vogelarten Deutschlands. Eine Art (Saatkrähe) ist Bestandteil der Roten Liste der gefährdeten wandernden Vogelarten Nordrhein-Westfalens, und eine Art (Rotmilan) ist nach Anhang I oder Artikel 4 (2) der EU-Vogelschutzrichtlinie von naturschutzfachlich besonderer Bedeutung.
- Insgesamt war die Entwicklung im Reeser Meer Norderweiterung unter Wasser im Jahr 2024 von einer erneut leichten Erholung beim Nährstoffniveau und bei der Sichttiefe geprägt. Der See stellt einen nach europäischem Recht geschützten Lebensraum dar und ist gemäß der europäischen Flora-Fauna-Habitatrichtlinie dem Lebensraumtyp der „kalkreichen, nährstoffarmen Stillgewässer mit Armleuchteralgen“ zuzuordnen.
Seit dem Jahr 2008 untersucht das Naturschutzzentrum im Kreis Kleve jährlich im Auftrag der Holemans Niederrhein GmbH die ökologischen Veränderungen im Gebiet der Abgrabung Reeser Meer Norderweiterung.
Der gesamte Bericht ist online auf der Holemans-Internet-Seite einsehbar (alle Monitoring-Berichte):
https://holemans.de/gutachten-monitoringberichte-und-kooperationen.html
Direkt zum aktuellen Bericht:
https://holemans.de/gutachten-monitoringberichte-und-kooperationen.html?file=files/holemans/Downloads/Monitoring%20Reeser%20Meer/Kurzbericht%20Reeser%20Meer%20Norderweiterung%202024.pdf&cid=972
Hintergrund-Informationen ‚Pirol‘:
Der Pirol ist mit 22-25 cm etwa so groß wie eine Amsel. Das Männchen ist leuchtend gelb mit schwarzen Flügeln, schwarzem Schwanz und schwarzen Zügeln zwischen dem Auge und dem kräftigen roten Schnabel. Das Weibchen ist etwas verwaschener, grünlich gelb auf der Oberseite und schmutzig weiß am Bauch. Der Zügel ist dunkelgrau.
Pirole überwintern im tropischen Afrika und sind von Mai bis August in Europa ansässig. Sie halten sich bevorzugt hoch im Laubwerk und in den Baumkronen auf, wo sie sehr versteckt sind und schnell zwischen den Baumkronen hin und herfliegen. Am bekanntesten ist sein geflöteter Ruf, der mit „didlioh“ oder „büloooh“ wiedergegeben wird und sehr melodisch klingt.
Der Pirol ist gefährdet wegen Lebensraumverlusten in Auwäldern durch Flussbegradigung und Bau von Staustufen.
(Quelle: NABU)